Jahresbericht 2018
Heute berichte ich Ihnen zum 12. Mal über die Arbeiten in der Northeimer Tafel, die im November 2007 am Rückingsanger ihre Pforten für Bedürftige geöffnet hat. Und ich möchte mit dem Fazit beginnen: Es war ein ausgesprochen erfolgreiches Jahr. Wir konnten über zwölftausendmal Abholer reich bepackt auf den Heimweg schicken, unsere Mitarbeiter haben tonnenweise Lebensmittel vor der Müllhalde bewahrt, unsere Fahrer haben auch in diesem Jahr tausende Kilometer zurückgelegt, ohne in einen schweren Unfall verwickelt zu sein. Und auch finanziell geht es uns sehr gut. Darüber wird Markus Wäldin gleich noch ausführlich berichten.
Ich erinnere mich noch gut an die Anfangszeit des Vereins. An die quälende Suche nach einem geeigneten Standort, an die Kälte in den Räumen im Winter, an manche Hakeleien im Ablauf, an personelle Querelen. Umso dankbarer bin ich für das vergangene Jahr. Die Northeimer Tafel ist gut aufgestellt, hat ihren Platz in der Stadt gefunden, sorgt nicht für Schlagzeilen. Zurücklehnen können wir uns natürlich nicht. Aber zufrieden sein, was seit den Tagen des Anfangs und besonders seit unserer letzten JHV gelaufen ist.
Ich möchte mit dem Personal beginnen: Das operative Geschäft vor Ort wird von Karsten Kaune als Betriebsleiter und Alam Faour als seine Stellvertreterin geleitet. Sie haben die Abläufe im Griff, sind auch schwierigen Situationen bei Mitarbeitern oder Abholern gewachsen. Das ist ja nicht so einfach. Denn beide Gruppen sind sehr bunt zusammengesetzt. Da sind die Ehrenamtlichen, die wöchentlich viele Stunden ihrer Freizeit opfern, um Gemüse zu sortieren, Lebensmittelkisten zu schleppen, Supermärkte anzufahren, Bedürftige, die ihre Wohnung nicht mehr verlassen können, zu beliefern. Eine Arbeit, die nicht nur Freude macht. Die auch schwer und manchmal ekelig ist. Und das alles freiwillig. Oft im wohlverdienten Ruhestand.
Manche Mitarbeitende sind selbst bedürftig und zur Abholung von Lebensmitteln berechtigt. Wir sind froh, dass wir immer wieder Einzelnen zu einem kleinen Zubrot verhelfen können. Sie sind dann als 1-€-Jobber oder als Teilnehmer am Bundesfreiwilligendienst tätig. Es ist nur ein kleines Zubrot, das sie bekommen – aber immerhin ist es etwas. Wenigstens eine kleine Anerkennung. Für den Verein sind die entstehenden Ausgaben fast kostenneutral, da sie zurückerstattet werden.
Und dann haben wir von Zeit zu Zeit noch Praktikanten, die von Schulen geschickt werden. Immer wieder kommen auch Mitarbeiter, denen vom Gericht Sozialstunden auferlegt wurden. Mit diesen Mitarbeitern gibt es nicht nur erfreuliche Erfahrungen. Trotz aller sozialen Kompetenz kommt die Betriebsleitung da an ihre Grenzen und muss zuweilen einen Schlussstrich ziehen.
Natürlich unterliegt die Tafel auch den Bestimmungen unseres Staates für den Umgang mit Lebensmitteln. Da geht es um regelmäßige Hygieneschulungen, um unangemeldete Besuche der Lebensmittelüberwachung (übrigens bisher immer ohne wesentliche Beanstandungen), da geht es um Dokumentationen usw. Und natürlich erwartet das Jobcenter auch eine sorgfältige Verwaltung bei den Arbeitsgelegenheiten. Apropos Jobcenter: Behörden habe bei uns allgemein ja nicht den besten Ruf. Wir machen ausgesprochen gute Erfahrungen mit den zuständigen Mitarbeitern des Jobcenters. Die gehen sehr verständnisvoll auf die Belange der Tafel ein. Seit Jahren entsenden sie vier Mitarbeiter zu uns. Und für dieses Jahr haben sie eine neue Art der Förderung in Aussicht gestellt, mit der wir einige langjährig Mitarbeitende für einen längeren Zeitraum wenigstens in Höhe des Mindestlohns anstellen können. Derzeit laufen die Planungen für dieses Programm.
Und zu der Arbeit mit den Lebensmitteln und der Ausgabe an Bedürftige kommt die Verwaltung. Da galt es im vergangenen Jahr eine Besonderheit zu stemmen. Wobei es uns dabei wie allen anderen Vereinen, Institutionen oder Firmen erging. Ich spreche von der Datenschutzgrundverordnung. Es ist ja alles nicht so schlimm gekommen wie angekündigt. Aber es war schlimm genug. Formblätter waren zu entwickeln, für Einweisung musste ebenso gesorgt werden wie für Unterschriften von allen, deren Daten wir sammeln. Wir haben uns auf das Nötigste beschränkt. Das hat dann schon gereicht. Besonders Friedhelm Schütte hat sich um diese Arbeiten gekümmert, hat Formulare entworfen, Verfahrensverzeichnisse angelegt usw. Er kümmert sich übrigens auch darum, dass wir eine verlässliche Statistik über Kunden, Abholungen und Tageseinnahmen haben.
Apropos Kunden: Hier bleiben wir auf hohem Niveau. Auch im vergangenen Jahr hatten wir in jedem Monat noch neue Anmeldungen. Etwa 550 Einzelpersonen oder Bedarfsgemeinschaften besuchen regelmäßig die Tafel. Wenn man zu den eigentlichen Abholern noch die Angehörigen hinzuzählt, also die Gesamtzahl der Unterstützten zugrunde legt, dann haben wir einen eindeutigen Schwerpunkt bei den 30 bis 50jährigen. Sie machen fast 50% der Unterstützten aus. Viel seltener kommen dagegen Menschen ab 60 Jahren, also solche, von denen man erwarten kann, dass sie im Rentenalter sind. Auch die Herkunft ist interessant. So waren im letzten Monat Abholer aus 27 Ländern in der Tafel. Die meisten haben einen deutschen Pass: Etwa 60 Prozent. Wobei da natürlich auch Menschen mit Migrationshintergrund erfasst sind. Die nächste große Gruppe sind Menschen aus den klassischen Flüchtlingsländern der Zeit nach 2015: Aus Syrien, Afghanistan und dem Irak stammen 21%, etwa 15% kommen aus den Ländern des ehemaligen Ostblocks. Wenige kommen aus afrikanischen Ländern wie Senegal, Somalia oder Eritrea.
Nach Möglichkeit und nach Warenangebot versuchen wir, auf die speziellen Bedürfnisse einzelner Bevölkerungsgruppe einzugehen. Grundsätzlich bekommen die Abholer ein gutes Angebot. Dazu wird für jeden eine Kiste mit angebotenen Waren gepackt: Alles, was so da ist. Dazu können sie noch Backwaren wählen und aus einem regelmäßig recht großen Sortiment Obst und Gemüse. Traditionell knapp sind Fleisch und Wurstwaren sowie Molkereiprodukte. Grundsätzlich kaufen wir keine Waren dazu. Wir sind ja auch nicht angetreten, um eine Grundversorgung anzubieten, sondern eine Ergänzung. Manchem Abholer ist das nicht so ganz klar. Es kostet bisweilen Mühe, darauf hinzuweisen, dass sie keinen Anspruch haben, alles zu bekommen, was sie brauchen. Aber genug bekommen sie allemal.
Die Northeimer Tafel hat es sich zur Aufgabe gemacht, unabhängig von den Gründen, auch unabhängig von religiöser und weltanschaulicher Bindung sowie unabhängig von Geschlecht und Herkunft zu helfen. Daran halten wir fest.
An zwei Tagen in der Woche ist Abholtag: dienstags und freitags. Dazu gibt es einen Mamaeinkauftag, an dem nur Frauen kommen dürfen. Samstags gibt es ab 18.00 Uhr tagesfrische Backwaren. Außerhalb der regulären Zeiten können Betreuer ihre Klienten versorgen. Einige Bedürftige, die nicht selbst kommen können, werden von unseren Mitarbeitern beliefert.
Wir selbst können bei fast allen Lebensmittelhändlern im Umkreis abholen. Oft gibt es ziemlich gute Ware, manchmal ist der Zustand aber auch so, dass unsere Fahrer, die Kisten mit der Ware auf der Rampe stehenlassen. Wir wissen, dass uns angeboten wird, was nicht mehr verkauft werden kann. Und für diese Lebensmittelspenden sind wir dankbar. Aber die Müllentsorgung müssen wir für Supermärkte auch nicht übernehmen. Müll ist übrigens auch immer wieder ein Thema. Unglaublich viel Verpackungsmüll fällt bei uns an. Und in Blankenhagen sind unsere Fahrer Dauergäste. Gut, dass wir da nichts bezahlen müssen.
Außer den Händlern aus dem Umkreis gibt es bisweilen auch größere Lieferungen, bei denen es Waren in Palettengröße gibt. Um solche Mengen verarbeiten zu können, arbeiten wir mit den Tafeln im Umkreis zusammen und betreiben mit ihnen ein zusätzliches Lager mit Kühlmöglichkeiten. Im vergangenen Jahr standen dort tausende Dosen mit Suppen aus der Barteroder Konkursmasse. Es waren so viele, dass die Abholer der Tafeln des Verbundes keine Lust mehr auf Dosensuppen hatten.
So nach und nach sind wir dabei, die Verhältnisse am Rückingsanger zu verbessern. So haben wir im Eingangsbereich einen neuen Fußboden verlegen lassen. Zur Zeit planen wir, auch im Sozialraum den Teppichfußboden durch strapazierbarere und leichter zu reinigende Ware zu ersetzen. Fürs Frühjahr sind noch Fliegengitter an den Fenstern vorgesehen, und dann soll es auch noch einen neuen Bürotresen geben. Übrigens haben wir seit letztem Jahr auch einen abschließbaren Aktenschrank. Der DSGVO sei Dank.
Besucher unserer letzjährigen JHV warten sicherlich schon auf Informationen zum geplanten Kauf eines Kühlfahrzeugs. Der konnte noch nicht realisiert werden, da uns noch die schriftliche Zusage einer Unterstützung in der gewünschten Höhe fehlt. Wir sind dran. Und dankbar, dass unser altes Kühlfahrzeug es noch macht.
Wir haben als Vorstand auch im vergangenen Jahr gut und vertrauensvoll zusammengearbeitet. Sehr dankbar bin ich, dass wir mit Markus Wäldin einen kompetenten Kassenverwalter gewinnen konnten, der im Laufe des Jahres die Geschäfte übernommen hat. Und dann ist er auch noch jemand, der sich mit mir verschlossenen Themen wie Homepage und Facebook umgehen kann.
Jeder hat seine ganz besonderen Gründe, warum er oder sie sich bei der Tafel engagiert. Für mich als Christen sehe ich es als meine Aufgabe an, daran mitzuwirken, dass Menschen – in meinen Augen alle Geschöpfe Gottes - würdig leben können.
Ihnen, den Mitstreitern im Verein, danke ich für Ihr Engagement. Für Ihr Mithelfen, Mittragen, Mitfinanzieren und Mitarbeiten.
Wir
sind auf dem Weg. Und der ist – so sehe ich das – ein guter.
Liebe Freunde und Unterstützer der Northeimer Tafel!
Es ist kaum zu glauben: 10 Jahre sind seit den Anfängen der Northeimer Tafel vergangen. Seit November 2007 werden in den Räumen am Rückingsanger 5 in Northeim Lebensmittel und Waren des täglichen Bedarfs an bedürftige Menschen ausgegeben. Was relativ klein und auch ein bisschen unsicher begann, ist zu einem stabilen Faktor in der Stadt geworden. Der immer wieder auch Erstaunen hervorruft.
Vor zwei Wochen kamen zwei Mitarbeiter einer Northeimer Firma in die Tafel, um einen Scheck zu überreichen. Sie haben nicht schlecht gestaunt, als sie wahrgenommen haben, wieviel Arbeit in der Tafel anfällt und erledigt wird. Und als sie hörten, dass wir Monat für Monat mehr als 1.100 Abholer bedienen, haben sie sich doch sehr gewundert. Das beobachten wir immer wieder, wenn wir mit Menschen über unsere Arbeit sprechen: Wie groß der Bedarf ist, können sich die meisten gar nicht vorstellen.
Dass wir diesen Bedarf decken können, verdanken wir neben unseren Mitarbeitern vor allem Ihnen. Viele unserer Vereinsmitglieder sind seit Anfang dabei und unterstützen uns regelmäßig mit größeren oder kleineren Beträgen. Seien Sie sicher: Wir sind für jeden Euro dankbar. Und jeder Euro kommt der Unterstützung von Bedürftigen zugute. Auch in deren Namen möchte ich mich sehr herzlich bei Ihnen bedanken, die Sie diese Hilfe möglich machen! Vergelt’s Gott!
Neben den üblichen Ausgaben für Miete, Energie usw. waren wir in diesem Jahr in der Lage, zwei größere Anschaffungen zu tätigen: Wir konnten einen guten gebrauchten Gabelstapler erstehen, der uns hilft, LKWs zu entladen. Und damit der Stapler gut untergebracht ist, konnten wir mit Hilfe von „Wohnen in Northeim“ ein Carport erstellen.
Noch nicht gekauft, aber schon bestellt ist ein zweites Fahrzeug, mit dem vor allem Touren zu den Bäckern in Northeim gemacht werden sollen. Außerdem werden mit ihm Bedürftige beliefert, die aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr in den Rückingsanger kommen können. Anfang Januar soll das Fahrzeug zur Verfügung stehen. Damit schaffen wir auch eine Entlastung für unsere Ehrenamtlichen, die für diese Fahrten ihre Privatwagen zur Verfügung gestellt haben.
Wir sind sehr dankbar, dass wir mit unserem Betriebsleiter Karsten Kaune, seiner Vertreterin Alam Faour und ihren Mitarbeitenden ein gut organisiertes und motiviertes Team haben. So wird es auf vielfältige Weise ermöglicht, Menschen in Not zu helfen. Bitte halten Sie uns auch 2018 die Treue.
Ich wünsche Ihnen ein gesegnetes Weihnachtsfest und ein gutes neues Jahr!
Ihr
Wolfgang Bauer, 1. Vorsitzender Northeimer Tafel e.V.
Was in Supermärkten nicht mehr verkauft werden kann, weil die Frist bis zum Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums zu gering erscheint, was in Bäckereien nicht am Herstellungstag verkauft werden konnte, was bei Großhändlern oder Produzenten aussortiert wird, weil die Packung beschädigt ist – all das fliegt in Northeim schon längst nicht mehr auf den Müll: Fleißige Helfer vom Team der Tafel kümmern sich darum, dass diese Lebensmittel mehr als 1.000 Bedürftigen zukommen. Die Unternehmensgruppe Hoyer spendete jetzt 1.000 Euro an den gemeinnützigen Verein
Rund 100 Mitglieder zählt die Tafel, die jetzt ihr zehnjähriges Bestehen feierte. 100 Mitglieder bilden die Grundlage für die Arbeit, 50 Mitarbeitende sind dreimal pro Woche in Northeim und einmal in Hardenberg im Einsatz, um beispielsweise Harz-IV- Empfängern, Alleinerziehenden und Rentnern mit geringem Einkommen die Lebensmittel auszuhändigen.
Vorsitzender Wolfgang Bauer nahm den Scheck vom Hoyer-Niederlassungsleiter Tobias Köhler vom Energie-Service Northeim entgegen und berichtete, dass der Verein einen großen Teil seiner Mittel aus Spenden selbst akquirieren muss. Nun steht eine dringend notwendige Renovierung der Räume an. Da kommt das Geld aus der Hoyer-Spende wie gerufen.
Die Unternehmensgruppe Hoyer verzichtet seit Jahren darauf, ihren Kunden Weihnachtsgeschenke zu machen. Das Mineralölunternehmen, das zu den größten konzernunabhängigen und mittelständischen Familienunternehmen der Branche in Deutschland zählt, teilt die dafür eingeplante Summe von rund 60.000 Euro stattdessen auf Vereine, Verbände und gemeinnützige Organisationen an den gut 100 Hoyer-Standorten auf. So können Jahr für Jahr rund 50 Einrichtungen davon in der Vorweihnachtszeit profitieren.
Foto: Spendenübergabe